Donnerstag, 17. Mai 2007
Schnittchen
bloggos aires, 11:25h
Gestern scheint ein Knoten geplatzt zu sein: Plötzlich nimmt man mich mit in die Zeitungskantine, wo man umsonst ein Menü mit Salaten, Vorspeise, Hauptspeise, diversen Törchen kriegt. Besonders lecker ist es nicht, aber egal. Plötzlich werden Telefonnummern ausgetauscht und Essenseinladungen ausgesprochen. Und plötzlich lädt mich der Oberchef (ich kann mir nicht helfen, er erinnert mich immer ein bisschen an Mr Burns, obwohl er eher aussieht wie Chirac) zu einem Zeitungsempfang ein. Da sitze ich also mit Chef und zwei Kolleginnen im Taxi, während man mir kurz erklärt, um was es geht:
Die Nación schreibt jedes Jahr einen Essay-Wettbewerb aus, gewonnen hat dieses Jahr Carlos Mina mit einem Buch über die Bedeutung des Tango für den gesellschaftlichen Zusammenhalt eines Immigrantenlandes.
Ausgerechnet heute hab ich Jeans an. Das Hotel Alvear ist ein pompös-barocker Edelschuppen mit livrierten Angestellten, meterdicken Teppichen, Lüstern und Ballsaal. In dem stehen lauter Journalisten und Kulturmenschen rum, essen Häppchen,trinken Wein und warten auf den Vizepräsidenten. Lustig, bei unseren Empfängen wird erst geredet, dann gegessen. Hier essen und reden alle einfach weiter, als der Vizepräsident und der Kulturminister ihre Ansprachen halten. Dabei ist der letztere ein brillianter Redner, der es schafft, in acht Minuten vom argentinischen Rock über einen Anti-Macho-Witz zum Tango überzuleiten. Da könnten sich unsere Schmitzens und Wowereits aber mal eine Scheibe abschneiden.
Still wird es erst, als der Preisgekrönte zwei Sätze sagt. Weil er so verlegen ist, ist der Applaus nachher um so stärker. Kollegin Laura ist nervös, sie hat nach den Reden noch genau 50 Minuten Zeit für 130 Zeilen. Wir rasen zurück zur Zeitung. Chirak-Burns bleibt noch, er schreitet mit einem riesigen Block ganz wichtig durch die Menge und notiert wichtige Namen. Als ich mal über seine Schulter geschaut habe, hatte er exakt drei Namen notiert, war dafür aber schon beim dritten Glas Weißwein. Groß, der Mann. Sein maßgeschneiderter Anzug wird auch nach dem sechsten noch tadellos sitzen.
Während Laura im Glaskasten verschwindet, fahre ich nach Hause, wo Mitbewohner Gonzalo schon wieder gekocht hat. Wie gestern essen wir mit Herbergsmutti Caro und reden über Maradona, Kirchner, die schönsten Schimpfwörter und den Aufstand in den Pendlerzügen von Constitución, der es sogar in den Spiegel geschafft hat.
Langsam fühlt es sich hier nach Alltag an.
Die Nación schreibt jedes Jahr einen Essay-Wettbewerb aus, gewonnen hat dieses Jahr Carlos Mina mit einem Buch über die Bedeutung des Tango für den gesellschaftlichen Zusammenhalt eines Immigrantenlandes.
Ausgerechnet heute hab ich Jeans an. Das Hotel Alvear ist ein pompös-barocker Edelschuppen mit livrierten Angestellten, meterdicken Teppichen, Lüstern und Ballsaal. In dem stehen lauter Journalisten und Kulturmenschen rum, essen Häppchen,trinken Wein und warten auf den Vizepräsidenten. Lustig, bei unseren Empfängen wird erst geredet, dann gegessen. Hier essen und reden alle einfach weiter, als der Vizepräsident und der Kulturminister ihre Ansprachen halten. Dabei ist der letztere ein brillianter Redner, der es schafft, in acht Minuten vom argentinischen Rock über einen Anti-Macho-Witz zum Tango überzuleiten. Da könnten sich unsere Schmitzens und Wowereits aber mal eine Scheibe abschneiden.
Still wird es erst, als der Preisgekrönte zwei Sätze sagt. Weil er so verlegen ist, ist der Applaus nachher um so stärker. Kollegin Laura ist nervös, sie hat nach den Reden noch genau 50 Minuten Zeit für 130 Zeilen. Wir rasen zurück zur Zeitung. Chirak-Burns bleibt noch, er schreitet mit einem riesigen Block ganz wichtig durch die Menge und notiert wichtige Namen. Als ich mal über seine Schulter geschaut habe, hatte er exakt drei Namen notiert, war dafür aber schon beim dritten Glas Weißwein. Groß, der Mann. Sein maßgeschneiderter Anzug wird auch nach dem sechsten noch tadellos sitzen.
Während Laura im Glaskasten verschwindet, fahre ich nach Hause, wo Mitbewohner Gonzalo schon wieder gekocht hat. Wie gestern essen wir mit Herbergsmutti Caro und reden über Maradona, Kirchner, die schönsten Schimpfwörter und den Aufstand in den Pendlerzügen von Constitución, der es sogar in den Spiegel geschafft hat.
Langsam fühlt es sich hier nach Alltag an.
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