Sonntag, 20. Mai 2007
Cucu
bloggos aires, 14:58h
Warten auf Washington Cucurto, den Jungautor, der sich selbst gern El gran Cucu nennt. Dass er nicht da ist, könnte daran liegen, dass er sich mit seinem letzten Werk sehr unglücklich gemacht hat. So einige autobiographische Details, die mit blutjungen Soziologiestudentinnen, Stundenhotels und großen Lügengebäuden zu tun hatten, gefielen seiner Frau wohl gar nicht. Jetzt ist sie weg und der Autor leidet. So geht zumindest das Gerücht.
Bis er sich wieder erholt hat von den Rückschlägen seines Sexuallebens mache ich Alternativprogramm:
Eine WG, in der ein Berliner DJ, ein dänischer Künstler und ein kolumbianischer Deigner wohnen, lädt zu Street Art und elektronischer Musik. Auf der Terasse drängen sich: Kölner Doktorandinnen und Musikjournalistinnen, Stencilleros, Hipster in Leggings und Pelzmütze mit Baby auf dem Arm. Und die winzige, süße Schwester des DJs, die vor lauter Allergien und Vegetariertum nur Pizzaränder knabbern kann und am nächsten Tag zurück muss nach Göttingen. Betrinke mich mit einer weirden Fashiondesignerin und Nightlife-Königin, die alles über rosa, gelbes, kolumbianisches und peruanisches Kokain weiß. Sie schmiert ihre Handynummer auf einen Zettel.
Falls ich mal die ganze Packung Nacht aufmachen will.
Noch nicht.
Erst mal mittags Landpartie zum Restaurant "Graf Zeppelin" in Palomar. Endlose Autobahnen, Vorstadt, Vorstadt, Vorstadt. Dann Sträßchen, die nach einem deutschen Flugpionier benannt sind, Landrover mit englischen Kennzeichen in den Einfahrten, karierte Tischdeckchen im Lokal. Der Wirt ist Litauer und macht die komischsten "Weißwürste" jenseits des Äquators. Meine Nachbarin Regine isst sie trotzem mit Haut und schiebt ein Stück Schwarzwälder hinterher. Herr Wasserreich, 89, sagt zu Gulasch "Gulpopo" und singt: "Das Glück kommt in Tangoschritten, süße kleine Maus" .Seine Frau verzieht nur das Gesicht und sagt: "Jetzt wird er wieder romantisch. Nach sechzig Jahren Ehe." Der Präsident hält eine Ansprache über Kartoffelsalatrezepte, Berliner Bären und den Wunsch nach Direktflügen, BA-Berlin. Die 24jährige Tochter des Botschafters fragt den Papa bei der Rückfahrt im Auto: "Papa, was glaubst du, wie lang diese Leute da noch sitzen werden?"
Lange, mein Kind.
Endlich wieder dunkel: Besetztes Haus in Abasto voller bärtiger Ches und glutäugiger Revolutionärinnen, die an Holztischen Empanadas essen und Plena abhalten. Ein Russenlokal mit Wareniki und argentinischem Wodka. Das Orchester Hernándes Fierro, 12-Mann-Tango mit Rastas, Punkrockattitüde und einem Sänger, der mit einer Magnumflasche über die Bühne torkelt. Bei L. zu Hause argentische 80-er-Jahre-Skurrilitäten zu Wein und Käse.
Und alle, die ich morgens um sechs an den Straßenecken langkriechen sah, waren eben auch im Supermarkt.
Bis er sich wieder erholt hat von den Rückschlägen seines Sexuallebens mache ich Alternativprogramm:
Eine WG, in der ein Berliner DJ, ein dänischer Künstler und ein kolumbianischer Deigner wohnen, lädt zu Street Art und elektronischer Musik. Auf der Terasse drängen sich: Kölner Doktorandinnen und Musikjournalistinnen, Stencilleros, Hipster in Leggings und Pelzmütze mit Baby auf dem Arm. Und die winzige, süße Schwester des DJs, die vor lauter Allergien und Vegetariertum nur Pizzaränder knabbern kann und am nächsten Tag zurück muss nach Göttingen. Betrinke mich mit einer weirden Fashiondesignerin und Nightlife-Königin, die alles über rosa, gelbes, kolumbianisches und peruanisches Kokain weiß. Sie schmiert ihre Handynummer auf einen Zettel.
Falls ich mal die ganze Packung Nacht aufmachen will.
Noch nicht.
Erst mal mittags Landpartie zum Restaurant "Graf Zeppelin" in Palomar. Endlose Autobahnen, Vorstadt, Vorstadt, Vorstadt. Dann Sträßchen, die nach einem deutschen Flugpionier benannt sind, Landrover mit englischen Kennzeichen in den Einfahrten, karierte Tischdeckchen im Lokal. Der Wirt ist Litauer und macht die komischsten "Weißwürste" jenseits des Äquators. Meine Nachbarin Regine isst sie trotzem mit Haut und schiebt ein Stück Schwarzwälder hinterher. Herr Wasserreich, 89, sagt zu Gulasch "Gulpopo" und singt: "Das Glück kommt in Tangoschritten, süße kleine Maus" .Seine Frau verzieht nur das Gesicht und sagt: "Jetzt wird er wieder romantisch. Nach sechzig Jahren Ehe." Der Präsident hält eine Ansprache über Kartoffelsalatrezepte, Berliner Bären und den Wunsch nach Direktflügen, BA-Berlin. Die 24jährige Tochter des Botschafters fragt den Papa bei der Rückfahrt im Auto: "Papa, was glaubst du, wie lang diese Leute da noch sitzen werden?"
Lange, mein Kind.
Endlich wieder dunkel: Besetztes Haus in Abasto voller bärtiger Ches und glutäugiger Revolutionärinnen, die an Holztischen Empanadas essen und Plena abhalten. Ein Russenlokal mit Wareniki und argentinischem Wodka. Das Orchester Hernándes Fierro, 12-Mann-Tango mit Rastas, Punkrockattitüde und einem Sänger, der mit einer Magnumflasche über die Bühne torkelt. Bei L. zu Hause argentische 80-er-Jahre-Skurrilitäten zu Wein und Käse.
Und alle, die ich morgens um sechs an den Straßenecken langkriechen sah, waren eben auch im Supermarkt.
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