Samstag, 23. Juni 2007
Second Life
Die düsteren Themen verfolgen mich. Eigentlich war ich schon dabei, Reisekataloge von Gletschern und Wasserfällen zu wälzen, um den touristischen Teil meiner Reise einzuleiten - da kam er dazwischen.
Juan Cabandie ist 29 und erfuhr vor drei Jahren, dass er der Sohn von "Verschwundenen" ist. Er wurde in der ESMA, dem Folterzentrum der Diktatur geboren, wohin die Militärs seine 16jährige schwangere Mutter und seinen 19jährigen Vater verschleppt hatten. Die Eltern brachte man um, den Säugling gab man einem Polizisten und seiner Frau. Er wuchs mit einer Familie auf, die nicht seine war. Als durch die Organisation "Abuelas" (Großmütter) alles rauskam, änderte er seinen Namen und zog zu seiner echten Oma. Jetzt ist er Abgeordneter der Kirchneristen im Wahlkampf von Buenos Aires.

Aber wenn am Sonntag die Wahlen vorbei sind, will ich ihn unbedingt kennen lernen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 20. Juni 2007
Evita
"Ich spüre den unwiderstehlichen Drang, mein Leben zu verbrennen. Könnte ich dadurch nur den Pfad des argentinischen Volkes erhellen oder zu seinem Glück beitragen. Das einzige, was ich will, ist den einfachen Leuten und Arbeitern zu dienen. Ich werde wiederkommen und ich werde Millionen sein."
Für die einen eine Drohung, für die anderen Glaubensbekenntnis.

Jedenfalls ist die Familiengruft der Duartes, die auch Evita Perons Körper enthält,fest verrammelt. Vermutlich, damit die Gebeine der Verblichenen endlich mal in Ruhe irgendwo liegen können:
Nach ihrem Tod wird sie einbalsamiert und als peronistische Heilige zur Schau gestellt. Das nachfolgende Regime fürchtet den Evita-Kult, die Leiche wird von einem geheimen Ort zum anderen transportiert, aber immer wieder von Anhängern entdeckt. Zeitweise lagert Evita im Büro des Geheimdienstchefs, in einer Kiste mit der Aufschrift "Radioanlagen". Unter Vermittlung des Vatikans wird die Leiche nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen "Maria Maggi de Magistris" beigesetzt. Der exilierte Juan Peron lässt sie 16 Jahre später exhumieren und in seiner Villa in Spanien begraben. Als Peron als Präsident nach Argentinien zurückkehrt und 1974 stirbt, wird Evita nach Argentinien zurückgebracht. Jetzt liegt sie im Familiengrab der Duartes auf dem Friedhof Recoleta.
Juan Peron hatte auch nicht mehr Ruhe nach dem Tod: 1987 brachen Unbekannte in seine Gruft auf dem Friedhof Chacarita ein und schnitten der Leiche die Hände ab. Letztes Jahr sollte Peron in eine von seinen Fans erbaute Prunk-Gruft nach San Vicente gebracht werden. Doch dann meldete sich eine 72jährige und behauptete, die uneheliche Tochter Perons zu sein. Laut seiner Familie war der General aber Zeit seines Lebens zeugungsunfähig. Schliesslich kam es zur Entnahme einer Gewebeprobe am offenen Sarg. Erst danach konnte der Tote umgebettet werden. Beim Leichentransport kam es selbstverständlich zu den üblichen Tumulten: Links-gegen Rechtsperonisten, Verletzte, Polizeieinsatz - und die Leiche steckte im Stau.
Und immer noch gibt es Leute, die fordern, Evita nach San Vicente zu ihrem Mann zu bringen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 19. Juni 2007
Milchkaffee
Das Wasser im Tigre-Delta ist übrigens hauptsächlich wegen des hohen Eisengehalts milchkaffeefarben. Sagte zumindest die Reiseleiterin bei der Bootsrundfahrt durch die vielen Flussarme. Schwimmen sei "meistens" möglich. Tatsächlich kämpfen die Bewohner der kleinen Flussinseln seit Jahren dagegen, die Kloake der Hauptstadt und der angrenzenden Industriebetriebe zu sein. Laut den Aussagen von Freund A., der das gleiche Foto vom House of Usher geschossen hat wie ich, nur schöner, stinkt's dort an wärmeren Tagen ganz erbärmlich. Das glaub ich gern.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Tigre
Tigre

... link (2 Kommentare)   ... comment