Dienstag, 12. Juni 2007
Bossa
regiert die Plattenläden. Während ich eine Tango-CD für Mutti suche und mir selbst drei Blur, eine Cure, eine Bowie- und zwei Madonna-CDs unter den Arm geklemmt habe, wegen der unfassbar niedrigen Preise, finde ich:
Bossa´n Stones, Bossa´n Roses, Bossa´n Marley. Auch schön: Tango ´n Beatles oder Jazz´n 80ies. Und eine ganz ganz üble Deep-House-Compilation aus Berlin. Nur die berühmte Cindy-Lauper-Acoustic-CD, die habe ich nirgends gesehen. Am Schluss gewinnen Gardel, Piazzola und Madonna. Aber das war erst der Anfang. Denn seit dem ich den Plattenladen verlassen habe, versuche ich mir "Sweet Child o´Mine" als Bossa Nova vorzustellen...Dass da Nouvelle Vague noch nicht draufgekommen sind?!

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Sonntag, 10. Juni 2007
Jesus ist aus Pappmaché
Er ist 18 Meter gross, kann 36 mechanische Bewegungen ausführen und blickt von einem Plastikhügel aus hinunter auf den Themenpark "Tierra Santa". Der einzige religiöse Themenpark der Welt, allerdings mit leicht einseitiger Ausrichtung. Nach Mariä Verkündigung mit vielen hübschen Pappschafen und einem Live-Krippenspektakel, dem Ölberg und der Auferstehung findet sich irgendwo zwischen Toiletten und Souvenirshop eine kleine Moschee und eine Klagemauer. Dafür kostet das Shawarma im "Restauran Baghdad" vier Euro - irgendwie muss ja das Geld für die ganze teure Personalkostümierung wieder reinkommen. Die Besucherschäfchen, hauptsächlich Familien mit Kindern und Rentner, werden von einer strengen Lautsprecherstimme geleitet: "Alle, die eben in der Grotte Christi Geburt gesehen haben, mögen bitte sofort weitergehen zum Kreuzweg und sich geordnet in 10 Minuten bei der Grablegung einfinden. Vielen Dank."

Es würde mich nicht wundern, wenn der Opus Dei diesen Religionskitsch finanzieren würde. Danach habe ich das dringende Bedürfnis, ein paar unheilige Handlungen zu begehen. Es liegt nahe, dazu zur "Divas y Divos"-Fiesta im Niceto Club zu gehen, wo sich Marilyn Manson-Latinos, Transen und Lesben unter der Discokugel die Kante geben. Wieder da: DJ Pareja, die beiden elektronischen Lederkerle. Und Dulce Polly, die wirklich jedem ihren barocken Arsch entgegenstreckt.
Um sechs Uhr früh ist das Krippenspiel weggeschwitzt. "Conoce a Frank Sinatra? Está muerto. Hahaha, muerto."

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Samstag, 9. Juni 2007
Madre Dark
Verspäteter Redaktionsschluss in der Zeitung: angeblich gibt es eine Spur im Madeleine-Fall, die nach Argentinien führt. Darauf erst mal einen Apple Martini und wieder eine dieser seltsamen Stadtsafaris mit L. Diesmal: Microcentro, Retiro, Recoleta. Hier wechseln die Strassen wie in Paris, hier Nobelhotels und teure Geschäfte, eine Strassenecke weiter Puffs, Cabaretts und Karton-Schlafstätten in Hauseingängen. Im Tortoni gediegene Wiener Kaffeehausatmosphäre, schräg gegenüber das Requiem, die älteste Grufti-Disco der Stadt. An der Bar "La Madre Dark", 76 Jahre alt, strenge Brille, riesen Kruzifix um den Hals. Sie schenkt seit Jahrzehnten Cocktails an die Kreaturen der Nacht aus, macht die Tür und die Garderobe, kauft die roten Rosen für die Deko und ist überhaupt die Mutter des ganzen Ladens. Ihr Sohn ist der Geschäftsführer, hat aber wahrscheinlich nicht so viel zu melden.

Im spanischen Viertel ist alles baskisch oder galizisch, die grossen Restaurants zelebrieren Manzanilla und Pescaito Frito. Schon wieder so spät...leider fangen die Bauarbeiter trotzdem pünktlich um acht an.

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